Melissa Guadagno. Freie Texterin.
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The Masked Kunde

5/4/2020

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27. April.
Ab heute dürfen wir nur noch mit Maske einkaufen und Bahn fahren. Guter Grund, sich ein Glas Sekt zu gönnen. Ja – es gibt einen Zusammenhang. Denn eine Freundin näht nicht nur tolle Masken, sondern verteilt sie auch auf ziemlich fantastische Art und Weise: vom Wohnzimmerfenster aus und mit einem Sektchen zum Anstößchen. 
Die gute Nachricht: siehe Foto und Pfeile. Derart perfekt aufeinander abgestimmte Accessoires habe ich noch nie besessen.
Die schlechte Nachricht: ebenfalls siehe Foto. Ich habe wohl kein Maskengesicht. 
Sorgometer: Macht die Farbe mich eigentlich blass? 
Bild
28. April.
Das Wetter wird schlechter. So sehr ich mich für Gärtner und Landwirte über Regen freue: Bitte nicht!
Home-Office mit "Ich geh kurz in die Sonne" ist erträglich bis super. Home-Office mit "Ich geh kurz vom Schreibtisch zum Kühlschrank" macht dick und unglücklich. 
Sorgomter: Ich möchte nicht dick und unglücklich sein!
​

29. April. 
Ich gucke in meinen Kalender und zähle traurig die geplatzten Pläne der letzten sechs Wochen:
- fünf Konzerte
- ein Wochenende in Berlin 
- eine Labskausparty
- mindestens drei Restaurantbesuche 
- ein Dart-Eckkneipe-Leberwurstbrote-Wodka-Abend
- ein Geburtstagskegeln 
- ein Weinkurs
- ein Ausflug zur Otterfarm 
Sorgometer: Wie soll ich mich eigentlich jemals wieder eine solche Frequenz im Sozialleben gewöhnen?!?


30. April.
Heute wird getanzt! Draußen! Mit allen Freunden!
… … … 
Ach ne. Doch nicht.
Stattdessen zähle ich die "Distanz in den Mai"-Posts auf Facebook und lasse es bei Nummer 27 auch wieder bleiben. 
Sorgometer: Jetzt vermisse ich also schon die Dinge, die ich nie gemacht habe. 


3. Mai. 
Premiere für mich: Ich sehe zum ersten Mal, wie eine Dreiergruppe, die mit Getränk zusammen abhängt, von einer Zweiergruppe ermahnt wird, die in Uniform zusammen abhängt. Leider bekomme ich das Gespräch nur halb mit, weswegen sich mir nun einige Fragen stelle: Wenn der eine Typ mit der Trulla zusammenwohnt, ist es dann nicht eigentlich okay, dass die beiden noch einen anderen Typen treffen? Weil: Der eine Typ und die Trulla könnten ja auch getrennt voneinander je einen anderen Typen oder eine andere Trulla treffen. Oder geht es hier nur um den Abstand? Sind das nun eigentlich 1,5 Meter? Oder doch 2? Müssen die jetzt Strafe zahlen? Und wo hat die Trulla ihren Mantel her? 
Sorgometer: Verglichen mit dem Anfang der Krise (TM) bin ich wohl gerade ziemlich schlecht informiert.  
4. Mai. 
  • 23 Uhr gestern Abend: Ich lege mich ins Bett und warte, dass die Katze sich zu mir gesellt, um zu kuscheln. Sie kommt nicht. Mein Herz blutet, aber ich sage mir, dass sie nach tausend Wochen durchs Home-Office bedingte Daueranwesenheit meinerseits (in ihrer Wohnung!) vielleicht mal etwas Zeit für sich braucht. Mit einem leisen Schluchzer schlafe ich ein. 
  • 4.06 Uhr: Ich werde wach und muss Pipi. Die Katze liegt neben mir. So eingekuschelt, dass ich sie heiraten will. Aber auch so, dass ich sie wecke, wenn ich aufstehe, um ins Bad zu gehen. 
  • 4.15 Uhr: Es nützt nix ... 
  • 4.27 Uhr: Ich liege wieder im Bett. Die Katze nicht. Sie ...
    ... frisst
    ... 
    wirft ihren Wassernapf im Bad um
    ... benutzt ihr Klo – eine gefühlte Stunde lang
    Sehr laut. 
  • 4.43 Uhr: Die Katze ist fertig mit ihren nächtlichen Ernährungs- und Verdauungsaktivitäten. Um sicherzugehen, dass ich das weiß, kratzt sie an den Möbeln im Schlafzimmer. An allen. Nacheinander. Ich fauche sie böse an, was sie nicht interessiert. Vielleicht hört sie es aber auch einfach nicht, weil ich nur sehr leise fauche, um den Mann nicht zu wecken. Die Katze will den Mann im Gegensatz zu mir offenbar sehr wohl wecken. Auf ihrem Rückweg zu mir nimmt sie die "Abkürzung" über seinen Kopf. Ich fauche ein bisschen lauter. 
  • 4.50 Uhr: Die Katze liegt wieder bei mir. Auf mir, um genau zu sein. Auf meinem Hals, um ganz genau zu sein. Ich nehme sie und lege sie neben mich. Sie setzt sich auf meinen Kopf. Ich nehme sie und lege sie neben mich. Sie geht ins Wohnzimmer. Mit einem leisen Schluchzer schlafe ich ein. 
Sorgometer: zu müde für Sorgen.
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